Nichts zu machen? Stimmt nicht!

Über den Umgang mit 'schwierigen' Menschen

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04
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2024

Du kennst das bestimmt auch: Da ist dieser eine Kollege, dessen Art du selbst nach Monaten immer noch merkwürdig findest. Oder die Kollegin, mit der du partout nicht warm wirst, obwohl sie dich innerlich zum Kochen bringt. Was tun? Ignorieren? Wegatmen? Still und heimlich darunter leiden? Oder wagemutig das Gespräch suchen? 

Wenn du dich auch schon mal gefragt hast, wie du mit Menschen zurechtkommen kannst, mit denen du bis dato nicht klargekommen bist, dann lies weiter. Es könnte deine Perspektive auf andere nachhaltig verändern. Immerhin, denn die andere Person änderst du sicher nicht, weder mit noch ohne Coaching. Deine Einstellung ihr gegenüber schon. Doch Vorsicht: Vielleicht ist dir die Person dann bald gar nicht mehr so fremd und der Umgang mit ihr wird leichter. Willst du das wirklich – oder gibt es vielleicht einen versteckten Vorteil, den die aktuelle Lage dir bringt?

Vier Ansätze für den Umgang mit Menschen, mit denen du (noch) nicht zurechtkommst:

Beobachte dich selbst

Was passiert mit dir, wenn die andere Person wieder „so ist“? Was genau stört oder irritiert dich an ihrem Verhalten? Was schlussfolgerst du daraus und welche Information leitest du über dich ab? Welche Gefühle kommen bei dir auf? Fokussiere auf ganz konkrete Aktionen oder Äußerungen des anderen und versuche zu verstehen, was für dich das Schwierige daran ist. Behalte dabei im Kopf: Dein Gegenüber hat deinen inneren Schalter für diese gefühlte Irritation nicht erfunden – es drückt nur den Knopf. Warum geht dann bei dir das Alarmlicht an?

Entdecke andere Anteile

Was du siehst, ist nur ein kleiner Ausschnitt des ganzen Menschen und seines Verhaltensrepertoires. Mache dich wie ein Detektiv auf die Suche nach anderen Aspekten: Welchen positiven Beitrag leistet er bei der Arbeit? Was kann er wirklich gut? Und kannst du herausfinden, was er in seiner Freizeit macht? Wie seine familiäre Situation ist? Wofür er sich begeistert und engagiert? Wer bei der Arbeit mürrisch ist, trainiert vielleicht nachmittags ehrenamtlich und mit großer Leidenschaft eine Jugendsportmannschaft. Wer mittags lieber allein isst, organisiert privat vielleicht große Familienfeste und kocht ausgiebig für alle. Du verstehst, worauf ich hinauswill? Wenn du den Kontakt suchst, offene Fragen stellst (also Fragen, auf die der andere nicht mit ja oder nein antworten kann) und wirklich, wirklich zuhörst, dann entdeckst du möglicherweise einiges, was sich hinter der für dich sichtbaren Wirklichkeit verbirgt.

Ändere den Rahmen

Es gibt eine Methode, die als Externalisierung bekannt ist, von den Therapeuten White und Epston auch „Monster zähmen“ genannt. Du gibst dem problematischen Verhalten dabei einen liebevoll-humorigen Namen, der nicht abwertend sein sollte. Die Grummel-Fee oder das kleine Lass-mich-in-Ruhe oder so ähnlich. In den folgenden Tagen und Wochen beobachtest du das kleine Monster: Wann taucht es typischerweise auf? Was macht es dann? Für wen ist das gut? Was sagen andere über das Monster? Wie wäre es, wenn es seltener da wäre? Welche Auswirkungen hätte es, wenn es ganz weg wäre? Dies ermöglicht dir einen freundlicheren und verständnisvolleren Blick auf das monstermäßige Verhalten deines Gegenübers, so dass du dich davon mehr und mehr distanzieren kannst und nicht mehr persönlich angegriffen fühlst.

Suche das Gespräch

Wenn es sich für dich stimmig anfühlt, kannst du auch ein klärendes Gespräch suchen. Wahrscheinlich hat die andere Person keinen blassen Schimmer, wie ihr Verhalten auf dich wirkt und was es mit dir macht. Was du dafür brauchst: einen ruhigen Moment und innere Gelassenheit, die Bereitschaft, den Kontakt im ungünstigen Fall zu verschlimmern, Neugier auf die Position des anderen, viele ehrliche Ich-Botschaften und möglichst keine anklagenden Du-Botschaften. Du berichtest dem anderen, welches Verhalten du wahrnimmst, wie es dir damit geht und was du dir stattdessen wünschen würdest. Dann ist der andere an der Reihe.

Nichts zu machen mit schwierigen Personen? Das stimmt also nicht – versuch’s einfach mal. Und wenn wirklich gar nichts hilft, dann rettet dich vielleicht dieser Gedanke: Dieser Mensch verbringt den ganzen Tag mit sich, und zwar sein ganzes Leben lang. Du zum Glück nur ein paar Stunden am Tag für einen begrenzten Zeitraum. Es hätte wahrlich schlimmer kommen können.

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